Das „Maria Sibylla Merian Centre for Advanced Latin American Studies in the Humanities and Social Sciences“ (CALAS) mit Sitz an der Universität Guadalajara (Mexiko) ist eines der umfangreichsten Forschungsprojekte zu Lateinamerika, die mit Mitteln aus Deutschland gefördert werden. Auf der deutschen Seite sind die Universitäten Kassel, Bielefeld, Hannover und Jena beteiligt. In Lateinamerika sind neben der Universität Guadalajara die Regionalstandorte San José (Costa Rica), Quito (Ecuador) und Buenos Aires (Argentinien) dabei.
Der Fokus des CALAS läge auf Lösungsstrategien für gesellschaftspolitische Krisen, so Prof. Dr. Hans-Jürgen Burchardt, Leiter des Fachgebiets Internationale und intergesellschaftliche Beziehungen in Kassel und einer der beiden deutschen Direktoren des CALAS. Das CALAS geht das Hauptthema gesellschaftliche Krisen aus vier Perspektiven an: „Sozial-ökologische Transformation“, „Soziale Ungleichheiten“, „Gewalt und Konfliktlösung“ sowie „Identität und Region“. Ab 2019 sollen im Wechsel gleichzeitig bis zu 20 „Fellows“, also internationale Gastwissenschaftler, in Forschungsgruppen am CALAS arbeiten, außerdem Doktorandinnen und Doktoranden in Graduiertenprogrammen.
Offizieller Auftakt der Hauptphase des CALAS war der 1. März 2019. In der Aufbauphase wurde der Verbund bereits seit 2017 gefördert. Neben dem Fachgebiet von Prof. Burchardt sind von der Universität Kassel weitere Fachgebiete aus den Gesellschaftswissenschaften, der Romanistik sowie dem Institut für Berufsbildung beteiligt. Das CALAS bettet sich in ein Netz von Partnerschaften ein, die die Universität Kassel mit lateinamerikanischen Hochschulen unterhält. Erst vor wenigen Wochen starteten zwei neue Kooperationsprojekte mit der Universidad Nacional de San Martín in Buenos Aires und der Universität Havanna (Kuba), dank derer jährlich etwa zehn Studierende, Professorinnen und Professoren ausgetauscht werden.
CALAS wurde innerhalb der BMBF-Förderlinie „Maria Sibylla Merian Centres“ bewilligt. Mit diesen Forschungsverbünden will das BMBF die Internationalisierung der Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften in Deutschland durch enge bi- und multilaterale Kooperationsprojekte an Standorten außerhalb Deutschlands voranbringen. Das CALAS wurde 2017 als zweites Zentrum überhaupt in Deutschland innerhalb dieser Förderlinie bewilligt.