StartseiteAktuellesNachrichtenGlobaler Wasserstoffatlas zeigt mögliche Partnerländer für Deutschland

Globaler Wasserstoffatlas zeigt mögliche Partnerländer für Deutschland

Internationalisierung Deutschlands, Bi-/Multilaterales

Im Projekt "HYPAT – H2 POTENZIALATLAS" haben neun Forschungseinrichtungen unter Leitung des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung (ISI) die künftige Rolle von grünem Wasserstoff bei der Transformation der Industrie, des Verkehrssektors und der Energiewirtschaft hin zu mehr Nachhaltigkeit und Klimaneutralität untersucht. Im Projekt wurden mögliche Partnerländer Deutschlands für eine sichere und nachhaltige Versorgung identifiziert, globale Angebots- und Nachfragepotenziale für Wasserstoff und seine Syntheseprodukte ermittelt sowie Impulse für mögliche Import-, Förder- und Kooperationsstrategien gegeben. Der Endbericht wurde jetzt veröffentlicht.

Das Projekt HYPAT hatte sich das Ziel gesetzt, nachhaltige Standorte für die grüne Wasserstoffwirtschaft von morgen zu identifizieren und führte technische, ökonomische, regulatorische und soziale Analysen zur Entwicklung eines globalen Wasserstoffatlasses durch, der auf Basis gekoppelter Energiesystemmodelle detaillierte Aussagen zur Herstellung von grünem Wasserstoff und den dazu notwendigen Infrastrukturen einschließlich internationaler Transportoptionen sowie der Nachfragesituation macht. Dabei wurden mögliche Partnerländer Deutschlands für eine sichere und nachhaltige Versorgung identifiziert, globale Angebots- und Nachfragepotenziale für Wasserstoff und seine Syntheseprodukte ermittelt sowie Impulse für mögliche Import-, Förder- und Kooperationsstrategien gegeben. Die Analysen schlossen die Bedürfnisse der Partnerländer ein, und es wurden die sich für diese Länder ergebenden Chancen erhoben sowie Akzeptanz- und Stakeholderanalysen durchgeführt.

Ein zentrales Ergebnis des Projekts ist, dass die globale Nachfrage nach grünem Wasserstoff und seinen Syntheseprodukten gerade bei ambitionierten Treibhausgasminderungszielen deutlich steigen werde. Die Bandbreite des weltweiten Wasserstoffbedarfs im Jahr 2050 liege dabei zwischen 4 und 11 Prozent des globalen Endenergiebedarfs. Für Deutschland liege sie unter anderem aufgrund der Industriestruktur und der großen Bedeutung des Stahl- und Chemiesektors als potenzielle Nachfrager bei circa 20 Prozent des Endenergiebedarfs.

Im Hinblick auf die Versorgungssituation kommt HYPAT zu dem Ergebnis, dass sich die EU im Wesentlichen selbst wirtschaftlich mit Wasserstoff versorgen könne, während sie bei Syntheseprodukten, sowohl bezüglich der benötigten Mengen als auch aus wirtschaftlichen Aspekten heraus, auf Importe angewiesen sei. Exportländer und der Aufbau internationaler Transportkapazitäten sollen deshalb von Deutschland aktiv unterstützt werden. Innerhalb der EU fände derzeit hohe Investitionen in Ländern statt, die einen hohen Wasserstoffbedarf haben, aber weniger in Ländern mit günstigen Erzeugungspotenzialen wie Frankreich – hier gälte es künftig EU-weit die Schwerpunkte richtig zu setzen.

Da der Importbedarf global insgesamt nur mäßig ausfalle, werde auch der globale Handel zwischen 2030 und 2050 voraussichtlich nur ein Drittel des Gesamtbedarfs ausmachen. Allen voran Deutschland, aber auch die Niederlande, Belgien und Italien in der EU sowie Japan und Südkorea auf globaler Ebene würden hier einen großen Importbedarf haben. Spanien, Frankreich, Dänemark, Großbritannien und Polen böten sich dafür an, die EU-Länder, die sich nicht selbst versorgen können, zu beliefern. Eine gut ausgebaute europäische Wasserstoffpipelineinfrastruktur sei deshalb im deutschen Interesse. Deutschland solle zudem mit Importnationen innerhalb und außerhalb der EU kooperieren, um eine Nachfragemacht aufzubauen. Als potenzielle Exportländer böten sich aus techno-ökonomischer Sicht unter anderem Marokko, die Vereinigten Arabischen Emirate, Kanada, Brasilien sowie Chile an, da diese neben günstigen Voraussetzungen mit Blick auf erneuerbare Energien auch Zugang zu kostengünstigem Kapital hätte.

Prof. Dr. Martin Wietschel, der am Fraunhofer ISI das Competence Center Energietechnologien und Energiesysteme leitet und das HYPAT-Projekt koordinierte, zieht zum Projektende folgendes Fazit:

"Durch HYPAT wurde klar, dass sich Deutschland als großer künftiger Nachfrager um eine stabile und nachhaltige Versorgung mit dem zukunftsträchtigen Energieträger Wasserstoff kümmern muss – gerade auch mit Blick auf seine künftige Wettbewerbsfähigkeit, da der Wasserstoffeinsatz zur Dekarbonisierung in wichtigen Industriebereichen alternativlos ist. Daher gilt es, sich um internationale Kooperationen sowohl mit anderen importierenden Ländern als auch mit Exportländern zu bemühen. Fehler aus der Vergangenheit wie einseitige Abhängigkeiten sollten vermieden werden und bei der Auswahl künftiger Partner neben ökonomischen auch soziale und politische Faktoren eine zentrale Rolle spielen."

Im Projekt "HYPAT – H2 POTENZIALATLAS" forschten unter Leitung des Fraunhofer ISI der Lehrstuhl für Umwelt-/ Ressourcenökonomik und Nachhaltigkeit der Ruhr-Universität Bochum (RUB), die Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geothermie IEG, das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE, das German Institute of Development and Sustainability (IDOS), die Energy Systems Analysis Associates (ESA²) GmbH, das Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS), die Deutsche Energie-Agentur (dena) und die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH. Das projekt wurde im Rahmen des Ideenwettbewerbs "Wasserstoffrepublik Deutschland" vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.

Zum Nachlesen

Quelle: Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI Redaktion: von Luis Franke, VDI Technologiezentrum GmbH Länder / Organisationen: Deutschland EU Global Themen: Energie Infrastruktur Innovation Umwelt u. Nachhaltigkeit Wirtschaft, Märkte

Weitere Informationen

Projektträger